Dr. Dr. Rainer Erlinger: Spürbare Unternehmenskultur – Lohnt sich Höflichkeit?

Dr. Dr. Rainer Erlinger ist bekannt als Kolumnist der „Gewissensfrage“ im Magazin der Süddeutschen Zeitung und im weiten Feld von Moral und Ethik eine deutsche Instanz. Dass er sich umfänglich mit dem Thema „Höflichkeit“ beschäftigt hat einen Grund: Die Unhöflichkeit scheint auf dem Vormarsch zu sein.

Auf der Straße oder dem Weg in die Arbeit: Wer kennt nicht etliche ZeitgenossInnen, die nicht grüßen? Oder im Internet: der Begriff „shitstorm“ ist inzwischen oft gegenwärtig. Und in den Betrieben: Bei Untersuchungen gaben 1998 ein Viertel der Befragten an, mindestens einmal pro Woche unhöflich behandelt worden zu sein, 2011 berichteten das bereits über die Hälfte.

Was unterscheidet eigentlich Höflichkeit von Etikette? Kurz gesagt und ganz einfach: Die Orientierung, also wem das entsprechende Verhalten jeweils dient. Etikette ist nicht grundsätzlich verwerflich. Meist dient sie aber überwiegend der Person, die sie anwendet. Höflichkeit dagegen legt in einer Situation jeweils die angemessene und zugeneigte Achtsamkeit für das Gegenüber an den Tag. „Ich beachte Dich“ heißt dann eben auch: „Ich achte Dich.“ Nur darf das gerade im betrieblichen Alltag, besonders zwischen Personen aus unterschiedlichen Hierarchieebenen nicht unterwürfig ausfallen. Denn das wäre keine Höflichkeit, sondern nur ein Versuch, das Gegenüber nicht in der Wahrung seines Gesichts zu verletzen.

Unhöflichkeit gegenüber MitarbeiterInnen zahlt sich für Betriebe nicht aus. Identifikationsverlust, geringerer Einsatz in der Arbeit, Krankentage, sogar das Auslassen erlebten Ärgers am Kunden: Die Liste der Verwerfungen ist lang, das Ergebnis für die Firmen schlecht. Darauf zu setzen und viel dafür zu tun, dass sich MitarbeiterInnen höflich einander begegnen – das lohnt sich für Firmen allemal.

Dr. Dr. Erlingers Vortrag schwingt zwischen Empirik, Unterhaltung und Fachphilosophie. Gut gesetzte Argumente, eine Dosis Provokation und Zurückhaltung in den Bewertungen vorgestellter Anschauungsbeispiele zeichnen ihn aus. Und immer wieder eine feine Dosis Humor. Er nimmt das begeisterte Publikum mit auf eine lehrreiche Gedanken- und Abwägungsreise, die einmal mehr bestätigt, dass es oft die einfachen Wahrheiten sind, die überzeugen.

Der Vortrag wurde von den rund 170 anwesenden UnternehmerInnen im Anschluss ausführlich diskutiert und kommentiert. Mit guten Häppchen und kühlen Getränken geriet die Debatte sehr stimmungsvoll und zog sich bis in den späten Abend.

Unser Dank geht an alle Veranstaltungspartner, deren Engagement wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat: Das Dörnberg, VOLVO Autohaus Bauer, Regensburg Tourismus GmbH, R-KOM, Persector Group AG und Wochenblatt.